Psychotherapie finden

„Ich bin so verzweifelt! – Wie werde ich bloß mit meiner Psoriasis fertig?“ Dieser Hilferuf erreicht uns immer wieder. Deshalb haben wir für die Berliner Patienten die wichtigsten Informationen zusammengestellt, wie man als gesetzlich Krankenversicherter psychologische Unterstützung beantragen kann.
Wann hat man eine Chance, von der Krankenkasse psychologische Hilfe zu bekommen?
Wie erkenne ich, dass ich psychologische Hilfe benötige?
Klare Signale, die als „Indikation“ anerkannt werden, sind Depressionen, Rückzugs-Tendenzen, Workaholic-Erscheinungen, Überaktivität sowie hoher Leidensdruck oder andere psychische Folgen zum Beispiel durch eine schwere chronische Erkrankung.
Auswahl eines Psychotherapeuten
Das größte Problem ist es, den persönlich „richtigen“ Psychotherapeuten zu finden. Dabei sollte man sich unter Freunden, Familienangehörigen oder einem Sozialarbeiter einer Klinik umhören. Man kann sich auch vom Hausarzt oder dem eigenen Dermatologen einen Kollegen empfehlen lassen.
Wer will, dass die Krankenkasse eine Therapie bezahlt, muss auf Psychologen zurückgreifen, die eine Kassenzulassung haben. Dabei hilft die Kassenärztliche Vereinigung Berlin mit ihrem Gesundheits-Lotsendienst.
Krankenkassen haben eigene Listen mit Psychologen.
Therapeuten findet man außerdem beim überregionalen Psychotherapie-Informations-Dienst. Dort kann man sich persönlich beraten lassen, welche Therapie für einen geeignet sein könnte.
Allgemein kann man in drei Richtungen Psychotherapeuten suchen:
Verhaltenstherapie: Bei diesem therapeutischen Ansatz werden neue Verhaltensweisen eingeübt.
Psycho-analytische Verfahren: Über die Bewältigung von Kindheitserfahrungen und anderen prägenden Erlebnissen der Vergangenheit wird versucht, heutige Probleme aufzudecken.
Tiefenpsychologie: Es wird gedeutet, welche Übertragungen und Gegen-Übertragungen h e u t e welche Gefühle und Gedanken auslösen.
Andere Richtungen wie Gestalt-Therapie, Gesprächs-Therapie, NLP (Neuro-lingustisches Programmieren) oder Familien-Aufstellungen werden grundsätzlich von den Kassen nicht übernommen.
Wartezeit
Leider gibt es bei vielen Therapeuten lange Wartezeiten. Die meisten warten sechs Monate. Es ist sinnvoll, sich bei mehreren Therapeuten auf die Warteliste setzen zu lassen, weil immer wieder Patienten abspringen. Schneller geht es, wenn ein Psychiater den Patienten überweist. Im Notfall muss der Patient in eine Klinik eingewiesen werden.
Relativ zeitnah bekommt man Termine beim Institut für Verhaltenstherapie Berlin, Hohenzollerndamm 125/126, 14199 Berlin, Telefon (030) 89 53 83 13, eMail: hilsberg@ivb-berlin.de. Hier wird man von Therapeuten behandelt, die noch in der Ausbildung sind, aber unter Anleitung arbeiten. Es beschäftigen sich also zwei Personen mit dem Patienten.
Bewilligung
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Patienten mehrere Therapeuten ausprobieren, bis sie einen gefunden haben, von dem sie sich behandeln lassen wollen. Grundsätzlich bewilligt die Kasse fünf Probestunden, bei der Psycho-Analyse sogar acht Probestunden. Das kostet natürlich Mühe, Kraft und Zeit, ist aber von der Sache her verständlich.
Hat man sich für einen Therapeuten entschieden, schickt der den Patienten zuerst zu einem „Konzilar-Arzt“. Das ist normalerweise der Hausarzt, der ausschließen soll, dass der Patient körperliche Beschwerden hat, die eine Psychotherapie gefährden könnten. Dann stellt der Therapeut einen Antrag bei der Krankenkasse, der dort geprüft wird. Eine „Grundbewilligung“ umfasst zwischen 40 und 60 Therapie-Stunden, maximal drei Mal pro Woche. Nur auf gesondertem Antrag kann das auf maximal 80 Stunden erweitert werden. Danach ist (erst einmal) Schluss, d.h. die Kassen zahlen keine psychotherapeutische „Lebensbegleitung“. Wenn man den Therapeuten wechselt, muss ein „Fortsetzungs-Antrag“ gestellt werden.
Als Ergänzung zu anderen Behandlungen kann man an einer „Psycho-somatischen Grundversorgung“ teilnehmen, d.h. man trainiert Autogenes Training, Progressive Muskel-Entspannung, Hypnose o.ä. Die Krankenkassen zahlen zwölf Sitzungen.
Psychotherapeuten dürfen keine Medikamente verschreiben. Wer parallel dazu Beruhigungsmittel oder Psychopharmaka benötigt, muss zum Psychiater oder zu einem ärztlichen Psychotherapeuten gehen.
Mit freundlicher Unterstützung von Michaela Schwabe, Unabhängige Patientenberatung Berlin